Volontario16 - Zugunglück in Bad Vöslau PDF E-Mail
Samstag, 22. Oktober 2016 um 14:00

2015 - Daniel Wirth
Großübung der Blaulichtorganistionen 

Das Szenario

Eine teilbesetzte S-Bahn-Garnitur war in den Mittagsstunden d es 22. Oktober 2016 gerade Richtung Wiener Neustadt unterwegs, als im Bahnhofsbereich von Bad Vöslau ein Lastwagen durch ein missglücktes Rangiermanöver plötzlich auf die Schienen rollte.
Der Triebfahrzeugführer versuchte noch, durch die Einleitung einer Notbremsung, einen Zusammenstoß zu verhindern. Dennoch wurde der LKW erfasst und auf einen weiteren LKW und mehrere PKW geschoben. Die sich in der Garnitur befundene Schulklasse mit ihren Lehrern wurde durch den unerwarteten heftigen Aufprall von den Sitzen geschleudert und unterschiedlich stark verletzt.

 Ausgangslage, Eintreffen der Feuerwehreinsatzkräfte und Beginn der  Rettungsarbeiten.



Sofort nach der Kollision verständigte der Lokführer die ÖBB Notfallleitstelle und teilte danach den Fahrgästen mittels Lautsprecher mit, dass es einen Zusammenstoß mit einem LKW gab. Er  informierte die Insassen, dass die Einsatzkräfte bereits alarmiert wurden und hielt sie an, Ruhe zu bewahren. Von Seiten der ÖBB Notfallleitstelle wurde die Feuerwehrbezirksalarmzentrale Baden, Rettungsleitstelle, Polizei und der ÖBB Einsatzleiter verständigt.

Wenig später setzte sich bereits das alarmierte Rüstlöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bad Vöslau in Bewegung. Der ersteintreffende Gruppenkommandant, welcher auch die Rolle des Einsatzleiters übernahm, erkundete nach dem Eintreffen am Unfallort die Schadenslage. Dabei stellte er fest, dass sich sowohl in den PKW und dem LKW, als auch in der Zuggarnitur noch Personen befanden. Außerdem teilte der Triebfahrzeugführer mit, dass die Oberleitung noch unter Strom stehe. Von einem der beiden beschädigten Lastwägen trat eine große Menge des geladenen Benzins aus.
Daher ließ der Einsatzleiter die Gruppe des ersten Fahrzeuges einen Mittelschaumteppich im Bereich des Schadstoffaustrittes aufbringen, sowie die Menschenrettung aus einem PKW vornehmen.
Das zweite eintreffende Feuerwehrfahrzeug bekam den Auftrag, die Rettung eines Patienten aus einem weiteren PKW durchzuführen. Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse kam hierbei ein kompaktes benzinbetriebenes hydraulisches Rettungsgerät zum Einsatz.

Kurz nach dem ersten Feuerwehrfahrzeug traf der erste RTW aus Bad Vöslau ein. Der erste Sanitäter musste sich nun der schwierigen Aufgabe als Einsatzleiter Rotes Kreuz stellen und sich zunächst erstmal einen Überblick über die anfänglich unübersichtliche Situation schaffen. Der Fahrer des Rettungswagens richtete als Leiter Transport einen Sammelplatz für alle weiteren ankommenden Rettungsfahrzeuge ein. Außerdem war er für die Koordination und den späteren Abtransport der Patienten zuständig.

Rettungsarbeiten aus der Schnellbahngarnitur.

Die Feuerwehren Gainfarn und Großau übernahmen in der Zwischenzeit die Personenrettung aus der Schnellbahn. Beim Betreten des Schienenfahrzeuges vernahmen die Einsatzkräfte lautes Husten und Hilfeschreie, da durch einen Kabelbrand bereits große Teile des Zuges stark verraucht waren. Daher entschied der zuständige Einsatzabschnittsleiter die weitere Rettung unter Atemschutz durchzuführen. Die ebenfalls alarmierte Freiwillige Feuerwehr Sooß unterstützte die vorhandenen Kräfte bei der Menschenrettung aus dem Zug und bei der Beseitigung des auslaufenden Schadstoffes.

Weitere Rettungsarbeiten, Einrichten der Sanitätshilfsstelle durch das Rote Kreuz Bad Vöslau und Berndorf.


Von der Besatzung des Kommandofahrzeuges Bad Vöslau wurde eine Einsatzleitung aufgebaut. Ihre Aufgabe bestand in der Dokumentation des Einsatzes und der Unterstützung des Einsatzleiters bei der Lageführung. Zu diesem Zweck wurde ein Übersichtsplan des Einsatzraumes angefertigt und gut sichtbar auf der Außenseite des Fahrzeuges angebracht.

Gemeinsam mit nachkommenden Rettungs- und Krankentransportfahrzeugen wurde eine Sanitätshilfsstelle, kurz SanHist, aufgebaut. In dieser werden alle Verletzten nach der Schwere ihrer Verletzungen eingeteilt und nach der Behandlung zum Abtransport in ein Krankenhaus fertig gemacht. Von RK-HE 3/1 Einheiten aus Berndorf und Bad Vöslau wurde zusätzlich ein Zelt aufgebaut.
Zeitgleich wurde eine Bergetriage durch einen Notarzt und einen Sanitäter gebildet. Diese Bergetriage sichtet alle Verletzten direkt am Unfallort und teilt der Feuerwehr mit, welcher Patient Priorität hat und zuerst gerettet werden muss.

Die weiteren Rettungssanitäter der nach und nach eintreffenden Fahrzeuge unterstützten einerseits die Feuerwehreinsatzkräfte bei der Rettung der eingeklemmten Personen und waren andererseits für die Versorgung und Behandlung der Verletzten in der SanHist zuständig. 

ÖBB Einsatzleiter, Betrieb in der Einsatzleitung, Abschluss der Rettungsarbeiten.


Der ÖBB Einsatzleiter ist an verschiedenen Punkten entlang der Südbahnstrecke stationiert. Für diesen Abschnitt der Strecke sind die Stützpunkte in Wiener Neustadt und in Wien zuständig. Der Einsatzleiter wird von der ÖBB Notfallleitstelle alarmiert und fährt im Bedarfsfall mit Sondersignal zur Einsatzstelle.

Nach dem Eintreffen am Schadensort in Bad Vöslau nahm er zunächst Kontakt mit dem Einsatzleiter Feuerwehr auf. Danach kümmerte sich der speziell ausgebildete Mitarbeiter um alle eisenbahntechnischen Belangen, wie beispielsweise die Erdung des betroffenen Streckenabschnittes, und stand dem Einsatzleiter Feuerwehr beratend zur Seite.

Nach kurzer Zeit konnte der Zug bereits von den Feuerwehren Gainfarn und Großau evakuiert und die Verletzten den Sanitätern in der SanHist übergeben werden. Der Kabelbrand konnte zügig mit Handfeuerlöschern gelöscht werden, zum Schluss wurde die S-Bahn noch mit einem Druckbelüfter belüftet. Die Menschenrettung aus den beiden PKW mit Hilfe von zwei hydraulischen Rettungsgeräten verlief ebenfalls reibungslos. Danach begannen die Feuerwehren Bad Vöslau und Sooß mit der Rettung des LKW Fahrers. Mit zwei hydraulischen Rettungssätzen wurde das Führerhaus geöffnet und das Dach nach oben gedrückt, sodass der Verletzte schonend aus dem Fahrzeug gerettet werden konnte.
Der aus dem beschädigten Gefahrenguttransporter austretende Benzin wurde gleich zu Beginn mittels eines Mittelschaumteppichs bekämpft.
Die weitere Versorgung der Verletzten wurde in der Sanhist bewerkstelligt. Jeder Patient erhielt eine so genannte Patientenleittasche, auf der jegliche Daten und Behandlungen notiert werden, und wurde von den Sanitätern routiniert versorgt, sowie für den Abtransport in ein Krankenhaus vorbereitet.

Übungsende.

Nach knapp zwei Stunden konnte die Übung erfolgreich beendet werden. Insgesamt nahmen an der Übung 55 Feuerwehrmitglieder der Freiwilligen Feuerwehren Großau, Gainfarn, Bad Vöslau und Sooß, 14 Mitglieder des Roten Kreuz Bad Vöslau und Berndorf, 7 Beamte der Polizei Bad Vöslau und Baden sowie drei Mitarbeiten der Österreichischen Bundesbahnen an der Übung teil. Von den 79 Einsatzkräften mussten 13 verletzte Personen gerettet und versorgt werden.

Ein großes Dankeschön ergeht an alle Einsatzkräfte, die sich an dieser Übung beteiligt haben, an die beiden Übungsausarbeiter der Feuerwehren Gainfarn und Bad Vöslau, sowie an die ÖBB für die gute Zusammenarbeit.
Übungen wie diese verdeutlichen das hohe Niveau und die gute Zusammenarbeit der freiwilligen Einsatzorganisationen. Außerdem zeigen sie die gute und aufwendige Vorbereitung der Österreichischen Bundesbahnen für solch einen Notfall.

 

Fotos und Bericht: Verena Lassak und Daniel Wirth


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2016 - Daniel Wirth

Fotos und Bericht: Daniel Wirth
Beitrag erstellt am: 23 Oktober 2016




 
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