Großübung der Blaulichtorganistionen
Das Szenario
Eine teilbesetzte S-Bahn-Garnitur
war in den Mittagsstunden d es 22. Oktober
2016 gerade Richtung Wiener Neustadt unterwegs, als im Bahnhofsbereich von Bad
Vöslau ein Lastwagen durch ein missglücktes Rangiermanöver plötzlich auf die
Schienen rollte. Der Triebfahrzeugführer versuchte
noch, durch die Einleitung einer Notbremsung, einen Zusammenstoß zu verhindern.
Dennoch wurde der LKW erfasst und auf einen weiteren LKW und mehrere PKW
geschoben. Die sich in der Garnitur befundene Schulklasse mit ihren Lehrern
wurde durch den unerwarteten heftigen Aufprall von den Sitzen geschleudert und
unterschiedlich stark verletzt.
Ausgangslage, Eintreffen der Feuerwehreinsatzkräfte und Beginn der Rettungsarbeiten.
Sofort nach der Kollision
verständigte der Lokführer die ÖBB Notfallleitstelle und teilte danach den
Fahrgästen mittels Lautsprecher mit, dass es einen Zusammenstoß mit einem LKW
gab. Er informierte die Insassen, dass
die Einsatzkräfte bereits alarmiert wurden und hielt sie an, Ruhe zu bewahren. Von Seiten der ÖBB
Notfallleitstelle wurde die Feuerwehrbezirksalarmzentrale Baden,
Rettungsleitstelle, Polizei und der ÖBB Einsatzleiter verständigt.
Wenig später setzte sich bereits
das alarmierte Rüstlöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bad
Vöslau in Bewegung. Der ersteintreffende Gruppenkommandant, welcher auch die
Rolle des Einsatzleiters übernahm, erkundete nach dem Eintreffen am Unfallort
die Schadenslage. Dabei stellte er fest, dass sich sowohl in den PKW und dem
LKW, als auch in der Zuggarnitur noch Personen befanden. Außerdem teilte der
Triebfahrzeugführer mit, dass die Oberleitung noch unter Strom stehe. Von einem
der beiden beschädigten Lastwägen trat eine große Menge des geladenen Benzins aus. Daher ließ der Einsatzleiter die
Gruppe des ersten Fahrzeuges einen Mittelschaumteppich im Bereich des
Schadstoffaustrittes aufbringen, sowie die Menschenrettung aus einem PKW
vornehmen. Das zweite eintreffende
Feuerwehrfahrzeug bekam den Auftrag, die Rettung eines Patienten aus einem
weiteren PKW durchzuführen. Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse kam
hierbei ein kompaktes benzinbetriebenes hydraulisches Rettungsgerät zum
Einsatz.
Kurz nach dem ersten
Feuerwehrfahrzeug traf der erste RTW aus Bad Vöslau ein. Der erste Sanitäter
musste sich nun der schwierigen Aufgabe als Einsatzleiter Rotes Kreuz stellen
und sich zunächst erstmal einen Überblick über die anfänglich unübersichtliche
Situation schaffen. Der Fahrer des Rettungswagens richtete als Leiter Transport
einen Sammelplatz für alle weiteren ankommenden Rettungsfahrzeuge ein. Außerdem
war er für die Koordination und den späteren Abtransport der Patienten
zuständig.
Rettungsarbeiten aus der Schnellbahngarnitur.
Die Feuerwehren Gainfarn und
Großau übernahmen in der Zwischenzeit die Personenrettung aus der Schnellbahn.
Beim Betreten des Schienenfahrzeuges vernahmen die Einsatzkräfte lautes Husten
und Hilfeschreie, da durch einen Kabelbrand bereits große Teile des Zuges stark
verraucht waren. Daher entschied der zuständige Einsatzabschnittsleiter die
weitere Rettung unter Atemschutz durchzuführen. Die ebenfalls alarmierte
Freiwillige Feuerwehr Sooß unterstützte die vorhandenen Kräfte bei der
Menschenrettung aus dem Zug und bei der Beseitigung des auslaufenden
Schadstoffes. Weitere Rettungsarbeiten, Einrichten der Sanitätshilfsstelle durch das Rote Kreuz Bad Vöslau und Berndorf.
Von der Besatzung des
Kommandofahrzeuges Bad Vöslau wurde eine Einsatzleitung aufgebaut. Ihre Aufgabe
bestand in der Dokumentation des Einsatzes und der Unterstützung des
Einsatzleiters bei der Lageführung. Zu diesem Zweck wurde ein Übersichtsplan
des Einsatzraumes angefertigt und gut sichtbar auf der Außenseite des
Fahrzeuges angebracht.
Gemeinsam mit nachkommenden
Rettungs- und Krankentransportfahrzeugen wurde eine Sanitätshilfsstelle, kurz
SanHist, aufgebaut. In dieser werden alle Verletzten nach der Schwere ihrer
Verletzungen eingeteilt und nach der Behandlung zum Abtransport in ein
Krankenhaus fertig gemacht. Von RK-HE 3/1 Einheiten aus Berndorf und Bad Vöslau
wurde zusätzlich ein Zelt aufgebaut. Zeitgleich wurde eine Bergetriage
durch einen Notarzt und einen Sanitäter gebildet. Diese Bergetriage sichtet
alle Verletzten direkt am Unfallort und teilt der Feuerwehr mit, welcher
Patient Priorität hat und zuerst gerettet werden muss.
Die weiteren Rettungssanitäter
der nach und nach eintreffenden Fahrzeuge unterstützten einerseits die
Feuerwehreinsatzkräfte bei der Rettung der eingeklemmten Personen und waren
andererseits für die Versorgung und Behandlung der Verletzten in der SanHist
zuständig.
ÖBB Einsatzleiter, Betrieb in der Einsatzleitung, Abschluss der Rettungsarbeiten.
Der ÖBB Einsatzleiter ist an
verschiedenen Punkten entlang der Südbahnstrecke stationiert. Für diesen
Abschnitt der Strecke sind die Stützpunkte in Wiener Neustadt und in Wien
zuständig. Der Einsatzleiter wird von der ÖBB Notfallleitstelle alarmiert und
fährt im Bedarfsfall mit Sondersignal zur Einsatzstelle.
Nach dem Eintreffen am
Schadensort in Bad Vöslau nahm er zunächst Kontakt mit dem Einsatzleiter
Feuerwehr auf. Danach kümmerte sich der speziell ausgebildete Mitarbeiter um
alle eisenbahntechnischen Belangen, wie beispielsweise die Erdung des
betroffenen Streckenabschnittes, und stand dem Einsatzleiter Feuerwehr beratend
zur Seite.
Nach kurzer Zeit konnte der Zug
bereits von den Feuerwehren Gainfarn und Großau evakuiert und die Verletzten
den Sanitätern in der SanHist übergeben werden. Der Kabelbrand konnte zügig mit
Handfeuerlöschern gelöscht werden, zum Schluss wurde die S-Bahn noch mit einem
Druckbelüfter belüftet. Die Menschenrettung aus den
beiden PKW mit Hilfe von zwei hydraulischen Rettungsgeräten verlief ebenfalls
reibungslos. Danach begannen die Feuerwehren Bad Vöslau und Sooß mit der
Rettung des LKW Fahrers. Mit zwei hydraulischen Rettungssätzen wurde das
Führerhaus geöffnet und das Dach nach oben gedrückt, sodass der Verletzte
schonend aus dem Fahrzeug gerettet werden konnte. Der aus dem beschädigten
Gefahrenguttransporter austretende Benzin wurde gleich zu Beginn mittels
eines Mittelschaumteppichs bekämpft. Die weitere Versorgung der Verletzten
wurde in der Sanhist bewerkstelligt. Jeder Patient erhielt eine so genannte
Patientenleittasche, auf der jegliche Daten und Behandlungen notiert werden,
und wurde von den Sanitätern routiniert versorgt, sowie für den Abtransport in
ein Krankenhaus vorbereitet.
Übungsende.
Nach knapp zwei Stunden konnte
die Übung erfolgreich beendet werden. Insgesamt nahmen an der Übung 55
Feuerwehrmitglieder der Freiwilligen Feuerwehren Großau, Gainfarn, Bad Vöslau
und Sooß, 14 Mitglieder des Roten Kreuz Bad Vöslau und Berndorf, 7 Beamte der
Polizei Bad Vöslau und Baden sowie drei Mitarbeiten der Österreichischen
Bundesbahnen an der Übung teil. Von den 79 Einsatzkräften mussten
13 verletzte Personen gerettet und versorgt werden.
Ein großes Dankeschön ergeht an
alle Einsatzkräfte, die sich an dieser Übung beteiligt haben, an die beiden
Übungsausarbeiter der Feuerwehren Gainfarn und Bad Vöslau, sowie an die ÖBB für
die gute Zusammenarbeit. Übungen wie diese verdeutlichen das
hohe Niveau und die gute Zusammenarbeit der freiwilligen Einsatzorganisationen.
Außerdem zeigen sie die gute und aufwendige Vorbereitung der Österreichischen
Bundesbahnen für solch einen Notfall.
Fotos und Bericht: Verena Lassak und Daniel Wirth
Neugierig?? Schau doch vorbei, jeden Freitag ab 18:30 Uhr im Feuerwehrhaus, wir
freuen uns auf DICH! Für weitere Infos klick hier:
Fotos und Bericht: Daniel Wirth Beitrag erstellt am: 23 Oktober 2016
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