Drehleiter [DLK 23-12]

FunkrufnameLeiter Bad Vöslau
HerstellerMagirus - Lohr GmbH
FahrgestellMAN TGM 15.290 "New Generation"
Erstzulassung03.2024
Sitzplätze2
Gesamtgewicht16.000kg
Leistung216 kW

Fahrzeugbeschreibung:

Fahrzeugtechnik DLK 23 – 12
Menschenrettung aus Höhen und Tiefen

Im März 2024 konnte die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Bad Vöslau ihre neue Drehleiter in Empfang nehmen. Gebaut wurde das Fahrzeug von der Magirus – Lohr GmbH im deutschen Ulm und im steirischen Premstätten. Die Drehleiter mit Korb „DLK 23-12“ ersetzt damit die 27 Jahre alte Vorgängerin und steht ab sofort im Dienst der Bad Vöslauerinnen und Bad Vöslauer.

Das Fahrzeug

Als Trägerfahrzeug für das neue Hubrettungsfahrzeug dient ein MAN TGM 15.290 der neuesten Baureihe mit moderner EURO 6 Abgastechnologie, Allison Vollautomatikgetriebe und einem Abbiegeassistenten für noch mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Das Fahrzeug hat ein Gesamtgewicht von 16 Tonnen, ist 2,50 m breit, 10,15 m lang und 3,38 m hoch.

Die 216 kW aus dem Dieselmotor bringt ein Allison – Vollautomatik Wandlergetriebe über die angetriebene Hinterachse auf die Straße. Die Bedienung des Fahrzeuges ähnelt sehr jener des 2019 in Dienst gestellten HLFA 2 – was die Einschulung der Einsatzmaschinisten deutlich vereinfacht.

Feuerwehrtechnik aus Deutschland und Österreich

Magirus baut seit 1864 Drehleitern am Standort in Ulm – die Hubrettungsfahrzeuge aus Baden-Württemberg sind weltweit im Einsatz und überzeugen durch eine durchdachte und tausendfach erprobte Technologie. Die Montage der Bad Vöslauer Drehleiter begann ebenfalls in Ulm, hier wurde das Leiterpaket auf das Fahrgestell montiert. Die Endmontage der Geräteräume geschah dann im Magirus Werk im steirischen Premstätten.

Die Bad Vöslauer Drehleiter verfügt über eine Magirus VARIO – Abstützung. Mit diesem System lässt sich das Fahrzeug auf einer Breite von 2,4 bis 5,2 Metern stufenlos abstützen. Alle vier Abstützbalken lassen sich einzeln steuern, dies ermöglicht es dem Maschinisten Hindernisse zu über- bzw. unterfahren. Die Ausladungssteuerung ermittelt bei unterschiedlichen Abstützweiten automatisch die jeweils größten Ausladungswerte – im Einsatzfall zählt manchmal jeder gewonnene Zentimeter. Der Fahrer kann mit Hilfe von Kameras bereits in der Kabine den Abstützbereich einsehen und so Hindernisse wie Kanaldeckel oder Gehsteigkanten vermeiden. Zusätzlich werden die maximalen Abstützpunkte mit LED Spots ausgeleuchtet. So kann auch die Mannschaft von außen Hindernisse frühzeitig erkennen.

Herzstück der Drehleiter ist selbstverständlich der Leitersatz mit Rettungskorb. In Bad Vöslau hat man sich für einen vierteiligen Leitersatz mit Single Extension und Gelenkarm entschieden. Maximal kann der Rettungskorb auf eine Höhe von 32 Metern gehoben werden. Als sogenannte Nennrettungshöhe gemäß EN 14043 werden 23 Meter bei einer maximalen Ausladung von 12 Metern herangezogen. Damit gliedert sich das neue Bad Vöslauer Hubrettungsfahrzeug in die bewährte Reihe der Standartdrehleitern in Europa ein.

Um an dieser maximalen Ausladung noch immer möglichst viel Nutzlast im Rettungskorb aufzunehmen, greift Magirus hier in die Trickkiste: Der Leitersatz wird mit Seilwinden ausgefahren, um Gewicht zu sparen fährt als erstes nur das vierte und damit leichteste Leiterteil aus. Erst danach folgen die schwereren Leiterteile zwei und drei. Weiters ermöglicht diese Single – Extension auch den optimalen Einsatz des 4,1 Meter langen Gelenkarmes. Dieses Teilstück kann um 75° mit Hilfe zweier Hydraulikzylinder abgewinkelt werden und bietet unzählige neue Einsatzmöglichkeiten mit der Drehleiter, die bislang nur Hubmastbühnen boten. Der Gelenkarm kann automatisch vor dem Fahrzeug abgelegt werden. Ideal um in engen Gassen Gerätschaften wie eine Krankentrage oder einen Wasserwerfer zu montieren.  Außerdem wird die Drehleiter durch den Gelenkarm auch für die Rettung aus Tiefen interessant. Im sogenannten Negativbereich kann das Gelenk seine Vorteile deutlich ausspielen.

Durch die festverlegte Steigleitung im vierten Leitersatz kann der Schlauch einfach vom Boden aus angekuppelt werden. Beim Ausfahren der Leiter wird der schwere 35 Meter lange B-Schlauch automatisch nach oben gezogen.

Als Rettungskorb findet ein Magirus RC400-C Verwendung. Dieser kompakte und leichte Korb kann bis zu 400 kg bzw. 4 Personen zuladen. Zusätzlich können auf den beiden Mulitfunktionssäulen verschiedene Anbaugeräte montiert werden. In Bad Vöslau sind dies ein Wasserwerfer mit einem maximalen Durchfluss von 2,500 l/min, eine Krankentragenhalterung mit bis zu 270kg Nutzlast, den Magirus Rescue Support mit einer Nutzlast von 300kg oder ein System zur Selbstsicherung über den Magirus Safety Peak.

Mit dem Rescue Support wurde in Bad Vöslau ein neues System zur schonenden Patientenrettung eingeführt. In wenigen Sekunden können an der Unterseite des Korbes zwei Schienen befestigt werden. In diese kann eine Korbschleiftrage eingehängt werden. Großer Vorteil des Systems ist die Geschwindigkeit und die mit 300 kg beachtlich hohe Nutzlast. Mit dem mitgeführten Equipment zur Höhensicherung kann im Bedarfsfall auch ein Sanitäter der Feuerwehr zur Betreuung des Patienten angebracht werden.

Generell wurde die Drehleiter mit einem durchdachten System zur Höhen- und Tiefenrettung ausgerüstet. Gurte, Bandschlingen, Flaschenzüge und auch ein Dreibein wurden in den Geräteräumen verstaut. Alle Anschlagpunkte an der Drehleiter sind redudant ausgeführt, farbig gekennzeichnet und jeweils mit Aufklebern der maximalen Traglast ausgestattet. Redundanz kommt in der Höhenrettung bzw. Höhensicherung standartmäßig zur Anwendung und bedeutet, dass immer mindestens ein zweites Sicherungssystem für den Fall des Versagens des primären Sicherungssystems aufgebaut wird.

An Bord der Drehleiter sind weiters noch wasserführende Armaturen, Werkzeug, eine Kettensäge, Tierrettungsequipment, ein Hochleistungslüfter und drei Atemschutzgeräte. Wobei eines dieser Geräte am Platz des Gruppenkommandanten montiert ist. Damit ist ein teilweises Anlegen des Atemschutzgerätes bei der Anfahrt möglich.

Gesteuert wird die Drehleiter primär über den Hauptbedienstand am Drehkranz. Alle Bedienelemente wie Joysticks, Display, Knöpfe oder auch die Notbedienung können von diesem Platz ergonomisch erreicht werden. Großer Vorteil ist auch der hohe Wiedererkennungswert der Piktogramme und Tasten zur 27 Jahre alten Vorgänger -Drehleiter, die ebenfalls aus dem Hause Magirus stammte.

Die zweite Möglichkeit die Leiter zu steuern, befindet sich im Rettungskorb. Der sogenannte Korbbedienstand wurde mittig angeordnet und bietet eine hervorragende Rundumsicht. Der Bediener kann auch hier alle Leiterbewegungen über zwei Joysticks steuern. Durch ein Display können auch im Korb alle Parameter der Drehleiter überwacht werden.

Der Vorängerin deutlich überlegen ist das moderne Hubrettungsfahrzeug in Puncto Beleuchtungstechnik: Sämtliche Lichtelemente wurden in LED – Technologie ausgeführt. Bei der Inbetriebnahme der Leiter leuchten die Schweinwerfer am Korb und an der Spitze des ersten Leiterteiles nach oben. Mit insgesammt 33.600 Lumen wird so auch der Bereich über der Drehleiter ausgeleuchtet. Damt können Hindernisse wie Bäume oder Stromleitungen frühzeitig erkannt werden. Am Unterwagen sind die Absturzkanten mit einem orangenen LED Band gekennzeichnet, Bereiche mit Leitern oder Stiegen sind mit grünen LED’s markiert. Dies und die Umfeldbeleuchtung erhöhen massiv die Sicherheit der Einsatzkräfte. Am Heck der Drehleiter ist auch eine Verkehrswarneinrichtung verbaut.

Dank der verbauten Magirus Schwingungsdämpfung CS (Computer Stabilized) werden auftretende Schwingungen durch einen Computer ohne, dass es die Mannschaft im Korb merkt, ausgeglichen. Dies gilt auch für Arbeiten, die aus dem Korb aus durchgeführt werden müssen, wie das schneiden von Bäumen oder entfernen von losen Bauteilen. Vorteil des Systemes ist mehr Sicherheit, mehr Leistung und auch mehr Komfort für die Einsatzkräfte, die sich voll auf ihre Aufgabe konzentrieren können.

Einsatztaktik

Die Bad Vöslauer Drehleiter kommt in erster Linie zur Menschenrettung zum Einsatz – egal ob im Brandfall oder bei medizinischen Notfällen. Durch die Montage des Wasserwerfers können Brände auch effektiv von oben bekämpft werden oder ein Innenangriff bei einem Zimmerbrand von der Leiter aus vorgenommen werden. Weiters kann das Fahrzeug auch für Sicherungsarbeiten nach Stürmen oder Unwettern herangezogen werden. Auch zur Absturzsicherung von Einsatzkräften auf Dächern kann die Drehleiter verwendet werden.

Dabei kommt die Bad Vöslauer Drehleiter nicht nur im Stadtgebiet zum Einsatz, die umliegenden Feuerwehren können das Hubrettungsfahrzeug anfordern oder in ihre Alarmpläne aufnehmen. Somit erstreckt sich das Einsatzgebiet von Blumau über Teesdorf bis nach Sooß oder Leobersdorf.

Im Einsatzfall wird die Bad Vöslauer Drehleiter von einem Einsatzmaschinisten und einem Gruppenkommandanten besetzt. Sie rückt bei allen Einsätzen wo eine Menschenrettung aus Höhen- oder Tiefen zu erwarten ist, bei Brandeinsätzen und technischen Hilfeleistungen im Bedarfsfall aus.  Bei überörtlichen Einsätzen rückt zusätzlich auch ein Hilfeleistungsfahrzeug mit Mannschaft und Geräten aus.