Drehleiter [DLK 23-12]

FunkrufnameLeiter Bad Vöslau
HerstellerRosenbauer / Magirus
FahrgestellSteyr 15S26
Erstzulassung18.07.1997
Sitzplätze3
Gesamtgewicht15.000kg
Leistung192kW

Fahrzeugbeschreibung:

Im Jahr 1997 konnte die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Bad Vöslau ihre erste Drehleiter in Empfang nehmen. Die Vöslauer Magirus 23/12 Vario CC war hier ein Teil einer landesweiten Beschaffungsaktion für Hubrettungsfahrzeuge.

Bereits im Jahr 1995 wurden durch den NÖ Landesfeuerwehrverband zwölf Drehleitern in Niederösterreich stationiert. Zwei Jahre später folgten dann nochmal zwölf Hubrettungsfahrzeuge für das Bundesland. Für den Bereich „unter dem Wienerwald“ wurden hier die Drehleitern für Purkersdorf, Berndorf und eben für die Stadtgemeinde Bad Vöslau ausgeliefert.

Mit diesen beiden Beschaffungsaktionen wurden in fast allen Bezirken Niederösterreichs ein Hubrettungsfahrzeug stationiert.

„Gemäß Zusage des Bundesministeriums für Finanzen erfolgte die Finanzierung der Hubrettungsfahrzeuge aus Geldmitteln des Katastrophenfonds, wobei die Stationierungsfeuerwehren/Gemeinden nur 30 Prozent der Gesamtanschaffungssumme auf bringen mußten (70% Förderung). Als Berechnungsstandard wurde der Billigstpreis des Bestbieters gemäß Ausschreibungsumfang für eine Einheit herangezogen. Alle anfallenden Mehrkosten, welche durch mögliche Zusatzausstattungen (stärkere Motorvariante, Automatikgetriebe, Leitersatz in Gelenkarmausführung, elektrisch steuerbares Wendestrahlrohr …) oder gewählte Fahrgestellvariante entstanden sind, waren von der jeweiligen Zuschlagsfeuerwehr selbst zu tragen.“ – „Brandaus“ Ausgabe 04/97

Die ausgewählten Feuerwehren konnten außerdem zwischen zwei verschiedenen Fahrgestellen auswählen. In Bad Vöslau entschied man sich für den österreichischen LKW Hersteller Steyr. Der Steyr 15 S 26 bietet ein fünfzehn Tonnen Fahrgestell mit 260 Pferdestärken, die Kraft wird über ein Doppel H Schaltgetriebe auf die Hinterachse übertragen.

Aufgebaut wurde die Drehleiter von Rosenbauer und Magirus. Das Podium und die Gerätekästen wurden in einem Baukastensystem aus Aluminium von Rosenbauer aufgebaut. Die Leitertechnik – also der vierteilige Leitersatz und die Abstützung – wurde von Magirus in Ulm gefertigt.

Bereits 1995 bzw. 1997 wurden die Leitern mit einer – damals – hochmodernen Computersteuerung ausgerüstet. Die Magirus Vario – Abstützung verfügt über eine „gleitende Ausladungssteuerung“ die zentimetergenau die maximale Ausladung für die Drehleiter berechnet. Damit kann die sogenannte Nennrettungshöhe von 23 Metern bei 12 Metern Ausladung – also der Entfernung zwischen Fahrzeug und Rettungskorb) erreicht werden. 

Der Rettungskorb kann bei der Magirus Vario CC am Leitersatz eingeklappt werden, was einen enormen Zeitgewinn gegenüber älterer Drehleitern verschafft, bei denen der Korb noch händisch eingehängt werden musste.

Der Rettungskorb RK 270 Vario S ist für eine Zuladung von 270 Kilogramm oder 3 Personen ausgestattet. Zusätzlich können verschiedene Anbaugeräte am Korb montiert werden. Zur Menschenrettung kann eine Krankentragenaufnahme oder ein Lastgalgen für ein Abseilgerät montiert werden, zur Brandbekämpfung kann ein 1.700 Liter/min lieferndes Wendestrahlrohr angebracht werden.

Die Drehleiter kann einerseits vom Hauptsteuerstand mit zwei Joysticks bedient werden als auch über einen zweiten Steuerstand im Rettungskorb. Der Hauptbedienstand ist der Arbeitsplatz des Maschinisten, über einen LCD – Monitor können alle wichtigen Daten der Leiter überwacht werden. Auch der Notbetrieb wird hier gestartet bzw. ausgeführt. Der Korbsteuerstand erlaubt die Bedienung aller Leiterbewegungen bis zur vollen Geschwindigkeit. Auf einen LCD Bildschirm wurde hier aus Platzgründen allerdings verzichtet.

Die Computersteuerung kann definierte Leiterbewegungen ( z.B.: Ablegen in Fahrtstellung) selbstständig ausführen. Eine niederösterreichische Besonderheit war laut Brandaus von 1997 die Bewegungsspeichereinrichtung (Memory Funktion). Mit Hilfe von maximal 254 Speicherpunkten kann die Drehleiter Fahrbewegungen in allen drei Bewegungsebenen ausgeführt werden. Zur Verständigung zwischen Haupt- und Korbbedienstand ist eine Wechselsprecheinrichtung verbaut.

Die verschiedenen Leiterbewegungen (1 Aufrichten/Neigen, 2 Ausfahren/Einfahren, 3 Drehen) können gleichzeitig ausgeführt werden.

Die Energieversorgung von elektrischen Geräten im Rettungskorb (Lichtfluter, Lüfter, etc…) erfolgt über Steckdosen im Korb (1x 360V, 3x 230V) und über einen 8kVA Drehstromerzeuger am Drehkranz.

Zur Einschulung der Drehleitermaschinisten fand im März 1997 ein viertägiger Einschulungslehrgang im Trainingscenter der Fa. Magirus in Ulm statt. Die offizielle Übergabe der Drehleiter fand am 10. Mai 1997 im Rahmen der Siegerehrung des Feuerwehrleistungsabzeichens in Gold auf dem Gelände der NÖ Landes – Feuerwehrschule statt.

Die Bad Vöslauer Drehleiter stand in ihren 27 Dienstjahren bei den unterschiedlichsten Einsatzszenarien im Dienste der Bad Vöslauer Bevölkerung. Im Frühjahr 2024 wurde sie durch eine neue Magirus M32 L-AS – DLK 23/12 ersetzt. Damit findet die Erfolgsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bad Vöslau als Stationierungsfeuerwehr für Hubrettungsgeräte eine Fortsetzung.