Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Bad Vöslau führt im Jahr rund 100 Übungen durch, um den Ausbildungsstand der Mitglieder auf einem sehr hohen Niveau zu halten. Immer wieder sind Übungen dabei, die auch die erfahrensten Feuerwehrmitglieder vor neue Herausforderungen stellen.
So auch am 10. Mai 2019, eine außergewöhnliche Einsatzübung erwartete die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst in Bad Vöslau.
Zur Lage: Eine junge Frau war mit ihrem Lieferwagen auf dem Weg nach Hause. Durch die tiefstehende Sonne wurde sie geblendet und übersah einen Traktor mit einem angebauten Pflug. Der Lieferwagen prallte gegen das landwirtschaftliche Gespann, dabei bohrten sich die Pflugscharren in den Fahrerraum und klemmten die Lenkerin ein. Auch der Lenker des Traktors verletzte sich bei dem Aufprall.
Gemeldet wurde der Unfall über die Rettungsleitstelle, daher war auch der Rettungswagen des Roten Kreuz Bad Vöslau als Erster am Einsatzort. Um Aufstellflächen für die nachkommende Feuerwehr freizuhalten, entschied sich das Rettungsteam, langsam und vorsichtig an der Unfallstelle vorbeizufahren. Nach der ersten Erkundung durch die Einsatzleiterin Rettungsdienst wurden die beiden Verletzten durch die Sanitäter betreut und weitere Einsatzkräfte an den Unfallort beordert.
Gemeinsam mit dem Einsatzleiter Feuerwehr erfolgt nach dem Eintreffen des HLFA 3 Bad Vöslau eine weitere Lageerkundung. Zeitgleich wurden die Absicherung der Unfallstelle und der Aufbau eines doppelten Brandschutzes mit Wasser und einem Pulverfeuerlöscher vorbereitet. In der Zwischenzeit trafen auch das Rüstfahrzeug und ein weiteres Rettungsfahrzeug am Unfallort ein.
Eine schonende Patientenrettung stand nun an oberster Stelle, da beide Lenker ansprechbar und bei Bewusstsein waren.
Das Rüstfahrzeug kümmerte sich gemeinsam mit dem zweiten Rettungsfahrzeug um die Menschenrettung des Traktorlenkers. Dieser klagte über starke Rückenschmerzen und gab an, seinen Kopf nicht bewegen zu können. Eine Rettung mit einem Spineboard war daher die beste Lösung für den verletzten Bauern. Erschwert wurde die Rettungsaktion von der engen Traktorkabine und der Höhe des Fahrzeuges, doch davon ließen sich die Einsatzkräfte nicht abschrecken. In gewohnt guter Zusammenarbeit wurde der Verletzte mit einem Spineboard über eine Rettungsplattform gerettet. „Jeder wusste genau was er zu tun hatte, die Kommunikation zwischen Rettung und Feuerwehr klappt mittlerweile nahezu blind“ – so der Gruppenkommandant des Rüstfahrzeuges.
Zeitgleich fand die Rettung der jungen PKW-Lenkerin statt. Mit besonderer Vorsicht wurden das Auto und der tonnenschwere Pflug mittels Pölzholz und einem speziellen Wagenheber gesichert. Erst danach begannen die eigentlichen Rettungsarbeiten. Um dem Notfallsanitäter des Roten Kreuzes einen besseren Zugang zur Patientin zu ermöglichen wurde eine Betreuungsöffnung geschaffen. Derweil begannen die Einsatzkräfte mit der Entladung des voll geräumten Laderaumes. Man entschied sich auch hier für eine achsengerechte und schonende Rettung mit einem Spineboard über den nun freigeräumten Laderaum.
In dem Moment fragte die Lenkerin eine betreuende Sanitäterin nach ihrem Beifahrer. Sofort schrillten bei allen Beteiligten die Alarmglocken, denn im Fahrzeug war niemand. Mit Hilfe einer Wärmebildkamera wurde die Gegend rund um den Unfallort abgesucht. Kurze Zeit später konnte die Vermisste, in einem Graben liegend, aufgefunden werden. Sie lief nach dem Unfall im Schock davon und verletzte sich am Knöchel. Feuerwehr und Rettungsdienst übernahmen erneut die Erstversorgung der leicht unterkühlten Beifahrerin und brachten sie anschließend mit einem Tragetuch in ein Rettungsfahrzeug.
Auch das Team am Traktor war plötzlich mit einer Lageänderung konfrontiert. Leichtes Plätschern ließ die Einsatzkräfte einen Blick unter das Zugfahrzeug werfen. Eine Flüssigkeit trat hier aus dem Motorraum des Traktors aus. Mit einer Auffangwanne und Bindemittel wurde hier die auslaufende Kühlflüssigkeit aufgefangen.
Nach ziemlich genau einer Stunde waren alle drei Verletzten gerettet und versorgt. In einer gemeinsamen Übungsnachbesprechung wurde Lob aber auch der ein oder andere Kritikpunkt besprochen. Übungen wie diese, helfen die Zusammenarbeit der Einsatzorganisationen weiter zu verbessern.
Ein großes Dankeschön geht an die Firma Chwala für den Übungsort, die Familie Zauner für den Traktor und natürlich an die Verletztendarsteller des Roten Kreuz Bad Vöslau und der Feuerwehr.